Ambros, Emerich


Biografische Daten:

Gedenktafel für Emerich Ambros am ehemaligen RAW Dresden-Friedrichstadt (Quelle: wikipedia.de, Autor: Christian Liebscher, CC BY-SA 3.0)
Name:Ambros, Emerich
Geboren: 22. Mai 1896 in Budapest (Ungarn)
Beruf:Klempner
Wohnort: zuletzt Rabenauer Straße, Dresden-Löbtau
Bahnbeginn: 21. Mai 1919
Gewerkschaft:EdED
Funktionen:Betriebsrat, vermutlich Mitglied im Bezirksbetriebsrat der Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahn; Vorsitzender des Bezirksbetriebsrats der Reichsbahndirektion Dresden (1.2.1923 bis 31.5.1925); 1922, 1924 und 1925 Kandidat des DEV für den Hauptbetriebsrat; 1922 Delegierter des Bezirkes Sachsen (Ortsgruppe Dresden) zur Generalversammlung des DEV
Partei: SPD
Funktionen: ab 1. Juni 1925 Parteisekretär in Löbau, Stadtverordneter, Geschäftsführer im Konsumverein „Vorwärts“ Löbau
Widerstand:Bis zur Verhaftung
Verfolgung:Am 19. September 1933 verhaftet und im KZ Hohenstein inhaftiert
Gestorben:Emerich Ambros starb am 26. September 1933 im Konzentrationslager Hohenstein.
Weitere Infos:verheiratet mit Käte Klara Ambros, geb. Fritzsche (1898-1933), zwei Kinder: Sohn Wolfgang Johannes Ambros (1921-1933) und Tochter Gerda Käte Ambros (1922-1933)
Gedenken: Emerich Ambros wurde gemeinsam mit seiner Frau und seinen Kindern auf dem „Äußeren Matthäus-Friedhof“ in Dresden beigesetzt. Das „Weißeritzufer“ wurde noch 1945 in „Emerich-Ambroß-Ufer“ umbenannt. Seit 2006 erinnert an der Hausnummer 50 eine Gedenktafel an ihn.
1988 stellte das RAW Dresden auf dem Betriebsgelände anlässlich der Verleihung des Ehrennamens „Emerich Ambros“ einen Gedenkstein mit seinem Porträtrelief auf. An ihn erinnerte auch eine Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus in der Rabenauer Straße in Dresden-Löbtau. Der Verbleib der beiden Gedenkobjekte nach 1989 ist nicht bekannt.
Emerich Ambros wurde auf der Ehrentafel aufgenommen, die die damalige GdED am 9. Mai 1983 in Frankfurt am Main einweihte.

Biographie:

Emerich Ambros wurde in Budapest als uneheliches Kind geboren. Über seine Mutter, die aus Dresden stammte, ist nichts bekannt, sein Vater war ein jüdischer Rechtsanwalt, der in Budapest lebte. Beide Eltern verstarben früh, so dass Ambros bei seiner Großmutter in Dresden aufwuchs. Hier besuchte er 1902 bis 1910 die Volksschule und erlernte 1910 bis 1913 den Beruf des Klempners. Danach war er bei verschiedenen, zumeist kleinen Dresdner Firmen angestellt, ehe er am 11. Januar 1916 zum Militärdienst einberufen wurde. Diesen absolvierte er bis zum 20. Mai 1919, zuletzt als Sanitätsunteroffizier.

Im April desselben Jahres hatte er sich beim Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) auf dem „Weißeritzufer“ in Dresden um eine Anstellung als Klempner beworben, wo er auch zum 21. Mai 1919 eingestellt wurde. In den folgenden Jahren engagierte er sich für die Belange der RAW-Arbeiter. Bereits 1919 wurde er in den Betriebsrat gewählt, zudem war er im Deutschen Eisenbahnerverband aktiv und schließlich auch Mitglied im Bezirksbetriebsrat bei der Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahn. Von 1923 bis 1925 wählten ihn die Kollegen gar zum Vorsitzenden des Bezirksbetriebsrats der zwischenzeitlich in Reichsbahndirektion Dresden umbenannten Untergliederung. Sein Engagement und sein außergewöhnliches Rednertalent brachten ihm, obwohl als SPD-Mitglied politisch nicht immer der gleichen Meinung wie z.B. seine KPD-Gewerkschaftskollegen, großen Respekt ein.

Am 28. Juni 1925 verließ Ambros das RAW. Ab Sommer 1925 war er im Sächsischen Unterbezirk Löbau als Parteisekretär der örtlichen SPD tätig. Zu Beginn der 30er Jahre wechselte er als Geschäftsführer zum dortigen Konsumverein „Vorwärts“. Daneben war er Stadtverordneter und Fraktionsführer der Löbauer SPD. Im September 1933 verleumdete eine Konsum-Angestellte ihn mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung und denunzierte ihn bei der Gestapo. Das Löbauer Amtsgericht veranlasste daraufhin am 19. September 1933 seine Verhaftung. Bei einem Verhör am 22.9. konnte der alte Gewerkschaftsfunktionär jedoch alle Anschuldigungen entkräften, sodass das Amtsgericht die weitere Aufrechterhaltung des Haftbefehls ablehnte.

Darüber setzte sich der Löbauer Stadtrat auf Veranlassung des NSDAP-Kreisleiters Hans Reiter hinweg und überstellte Ambros am 25. September in das Schutzhaftlager Hohnstein. Am Nachmittag des folgenden Tags verstarb Emerich Ambros dort infolge von Misshandlungen durch seine SA-Bewacher. In einem 1934 gegen den damaligen Kommandanten des Hohnsteiner Lagers Rudolf Jähnichen, sowie gegen die dortigen Wachmannschaften geführten Prozess gaben die Angeklagten zu Protokoll, Ambros hätte sich, nachdem er bei einem Verhör sein Vergehen doch noch zugegeben habe, in seiner Zelle an einem drei Zentimeter langen Nagel erhängt. Häftlinge, die Zeugen der Geschehnisse gewesen waren, sagten im Zusammenhang mit den sog. Hohnstein-Prozessen 1949 allerdings aus, dass die mutwillige Tötung durch einen der Angeklagten sehr viel wahrscheinlicher gewesen war. Auch Johannes Uhlich gab in einem 1949 ausgefüllten Fragebogen der VVN an, im KZ Hohnstein Zeuge gewesen zu sein, „bei der Misshandlung mit tödlichem Ausgang von Emrich Ambros.“

Ambros’ Leichnam wurde, nach der Obduktion in Pirna am 28. September 1933, nach Dresden überführt und zwei Tage später im Krematorium Tolkewitz eingeäschert. Seine Witwe nahm sich und ihren beiden Kindern aus tiefster Verzweiflung über den Tod ihres Mannes und im Angesicht einer hoffnungslosen Zukunft am 11. November 1933 durch eine Gasvergiftung das Leben.




Zeitungsbericht "Rätsel um Brückentafel gelöst"

Quellen:

  • Nadine Kulbe, Ambros, Emerich, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky,
  • VVN/BdA Sachsen
  • Mielke/Heinz „Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat – Verfolgung, Widerstand, Emigration 1933-1945“
  • SAPMO-BArch, DY 55/V 278/2/115, Sammlung VVN, Bl. 82, Fragebogen Johannes Uhlich