Bäcker, Otto


Biografische Daten:

Passfoto von Otto Bäcker (VVN-BdA Siegen)
Name: Bäcker, Otto
Geboren: 27. November 1887 in Siegen
Beruf: Schlosser
Wohnorte: Ab 1936 Wuppertal, 1943 ausgebombt und Umzug nach Dieringhausen im Bergischen Land
Bahnbeginn: nicht bekannt
Gewerkschaft: DEV und EdED
Funktionen: Geschäftsführer des DEV bzw. des EdED in Siegen, 1929 bis 1933 ebenda Stadtverordneter und Vorsitzender der Ortsgruppe des Reichsbanner „Schwarz-Rot-Gold“
Partei: SPD
Funktionen: keine bekannt
Widerstand: Nichts bekannt
Verfolgung: Schon am 2. Mai 1933 wurde Otto Bäcker von einer SA- Abteilung brutal misshandelt und in „Schutzhaft“ genommen. Vermutlich wurde er direkt im Anschluss für mehrere Wochen inhaftiert, schließlich im August 1939 im Rahmen der „Aktion Albrecht“ erneut verhaftet, nach Köln, später in das KZ Sachsenhausen, Ende 1944 in das KZ Dachau verschleppt. Im Januar 1945 wurde Otto Bäcker in das KZ-Außenlager Aufkirch bei Überlingen (Bodensee) verlegt.
Gestorben: Otto Bäcker starb im März 1945, aller Wahrscheinlichkeit nach an den Folgen der grausamen Haftbedingungen, im KZ Überlingen.
weitere Infos: Verheiratet mit Grete Bäcker, geb. Frentup, ebenfalls politisch aktiv, gründete u. a. 1925 die Arbeiterwohlfahrt in Siegen mit.
Gedenken: Otto Bäckers Name wurde auf der Ehrentafel verewigt, die die GdED am 9. Mai 1983 in Frankfurt am Main einweihte. Außerdem wurde er am 1. Juli 2013 durch die Verlegung eines Stolpersteins geehrt, die am 25. Januar 2016 erneuert wurde. Sein Stolperstein befindet sich zusammen mit einem Stein für das ehemalige „Haus der Arbeit“ in der Siegener Sandstraße 20.

Biographie:

In Siegen verlegte Stolpersteine zur Erinnerung an Otto Bäcker und das einstige Gewerkschaftshaus (Quelle: VVN-BdA)

Otto Bäcker wurde am 27. November 1887 in der Heeserstraße 4/2 in Siegen geboren. Sein Vater Wilhelm war Werkführer bei der Bahn. Nach Volksschule und Schlosserlehre wurde Otto Bäcker 1909 Soldat in Berlin und nahm von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst wieder in seinem Beruf. 1918 trat er der SPD bei und wurde 1920 Geschäftsführer des freigewerkschaftlichen Deutschen Eisenbahner-Verbands in Siegen, nachdem er wegen Streikorganisation gegen den Kapp-Putsch aus dem Bahndienst entlassen worden war.

1929 wurde Otto Bäcker neben Fritz Fries, Wilhelm Kollmann und Peter Müller für die SPD in den Siegener Stadtrat gewählt. Er engagierte sich im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und fungierte Vorsitzender der Ortsgruppe Siegen (1931/32). Das gemeinsam von der SPD und den Freien Gewerkschaften im Dezember 1929 eingerichtete „Haus der Arbeit“ in der Sandstraße 20 besetzte am 2. Mai 1933 eine SA-Abteilung unter Leitung des Standartenführers Paul Giesler. Otto Bäcker, Peter Müller und Gustav Vitt wurden brutal misshandelt und in „Schutzhaft“ genommen. Nach zwei Tagen frei gelassen, wurde Otto Bäcker im Mai erneut für zwei Wochen inhaftiert.

Nach einjähriger Arbeitslosigkeit versucht er ab 1936 sich seinen Lebensunterhalt als Handelsvertreter zu verdienen. Im gleichen Jahr zog Otto Bäcker mit seiner Frau nach Wuppertal, um so der ständigen politischen Beobachtung in Siegen zu entkommen. Die Wohnung wurde 1943 ausgebombt. Das Ehepaar zog nach Dieringhausen im Bergischen Land.
Im Zuge der Verhaftungswelle nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde Otto Bäcker ein weiteres Mal festgenommen. Zunächst überstellten ihn die Nationalsozialisten am 2. September in das Konzentrationslager Sachsenhausen und verschleppten ihn am 30. Dezember von dort in das KZ Dachau bei München. Im Januar 1945 kam Otto Bäcker mit anderen Häftlingen „auf Transport“ in das KZ-Außenlager Aufkirch bei Überlingen am Bodensee. Das Außenlager nahm etwa 800 Häftlinge aus dem Stammlager Dachau auf, die im Goldbacher Stollen eine gegen Luftangriffe geschützte, unterirdische Fertigungsstelle für Rüstungsgüter der Friedrichshafener Unternehmen Luftschiffbau Zeppelin, Maybach, Dornier und Zahnradfabrik zu errichten hatten. In zwei Schichten zu je zwölf Stunden legten die Häftlinge von Oktober 1944 bis April 1945 ein rund vier Kilometer langes Stollensystem in die Felsen.
Als letztes Lebenszeichen gilt ein Brief, den Otto Bäcker am 5. Februar 1945 aus dem KZ an seine Frau schrieb. „29.4.1945 befreit in Überlingen“ ist er nach Angabe der Gedenkstätte Dachau „im Frühjahr 1945 an den Haftfolgen gestorben.“

Quellen:

  • Traute Fries, 2013
  • Ulrich F. Opfermann, 2015
  • CollectiveAccess — Inhalte: © 2013-2017 Universität Siegen, Aktives Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus im Kreis Siegen Wittgenstein
  • Mielke, Heinz: Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat, Metropolverlag 2017
  • „Widerspruch und Widerstand – Opposition gegen den Nationalsozialismus in den Altkreisen Siegen und Wittgenstein“, herausgegeben vom VVN-BdA Siegen