Steinfurth, Erich


Biografische Daten:

Diese Gedenktafel hängt am ehemaligen Wohnhaus Steinfurths (Quelle: wikipedia.de, OTFW, CC BY-SA 3.0))
Name:Steinfurth, Erich
Geboren: 10. August 1896 in Mittenwalde (Mark), Kreis Teltow
Beruf:Schlosser, Lokheizer
Wohnort:zuletzt Berlin-Treptow, Friedländer Str. 129
Bahnbeginn:nicht bekannt
Gewerkschaft:DEV, RGO
Funktionen:soll nach dem Ersten Weltkrieg ein führender Funktionär der Eisenbahnerbewegung gewesen sein; Mitglied im Betriebsrat des RAW Grunewald und Mitglied des Berliner Bezirksbetriebsrats, 1923 in dieser Funktion gemaßregelt
Partei:USPD (seit 1918); KPD (1920)
Funktionen:1923 vom ZK der KPD nach München geschickt, dort Anführer der Abwehraktionen der Münchner Eisenbahner gegen den Faschistenputsch im Herbst des Jahres, dafür mit zwei Jahren Zuchthaus bestraft worden; ab 1925 Leiter der „Roten Hilfe Deutschland“, Bezirk Berlin-Brandenburg; 1929-1933 MdL Preußen, dort im Rechtsausschuss; Mitglied Zentralvorstand der Roten Hilfe; Teilnehmer der 2. Internationalen Rote-Hilfe-Konferenz in Moskau; aktiv als kommunistischer Versammlungsredner; Vermutlich KPD-Kandidat zum Reichstag für die Wahl vom 4.3.1933
Widerstand:Erich Steinfurth beteiligte sich auch nach dem Verbot der KPD und all ihrer Vorfeldorganisationen weiterhin an deren nun illegaler Arbeit. Dabei war er nach wie vor allem für die Rote Hilfe aktiv.
Verfolgung:Erich Steinfurth wurde am 25. März 1933 durch die Gestapo verhaftet und zunächst ins Strafgefängnis Plötzensee gesteckt. Von dort verschleppten ihn die Nationalsozialisten Ende April 1933 ins KZ Sonnenburg, wo Steinfurth fortan zum illegalen Parteiaktiv gehörte. Mithilfe seiner Frau Else Steinfurth gelang es ihm, Informationen über die Zustände im Lager an die illegale Parteileitung weiterzugeben.
Gestorben:Erich Steinfurth wurde am 1. Februar 1934 von der SS erschossen. Als Todesstelle gilt für viele der Kilometerstein 23,7 in Berlin-Wannsee.

Gedenken:

Unmittelbar nach der Ermordung der vier kommunistischen Funktionäre hat der populäre Arbeiterdichter Erich Weinert noch im Jahr 1934 aus dem Exil heraus ein Gedicht geschrieben in dem es unter anderem heißt:

„… und schleppen sie in den dunklen Wald.
Und zwölf Mal knallt es und widerhallt.
Da liegen sie mit erloschenem Blick,
jeder drei Nahschüsse im Genick,
John Schehr und Genossen…“

Auszug Gedicht Erich Weinert
Die Gedenkstelle am Schäferberg an der Potsdamer Chaussee bei Potsdam (Quelle: wikipedia.de, Autor: OTFW, CC BY-SA 3.0)

Nach 1945 wurden die sterblichen Überreste Steinfurths umgebettet und in der Gedenkstätte der Sozialisten beigesetzt. Seine Grabstelle befindet sich an der Ringmauer der 1951 eingeweihten Gedenkstätte.

Am sogenannten Kilometerberg an der Berliner Havelchausee nach Potsdam ist in den 1980er Jahre durch die VVN/BdA eine Gedenkstele zu Ehren der hier hinterrücks Erschossenen aufgestellt worden.

Am einstigen Wohnsitz von Erich Steinfurth in der Friedlander Straße 129 in Berlin Adlershof wurde eine Gedenktafel ihm zu Ehren angebracht.

Auf dem Gelände des einstigen Reichsbahnausbesserungswerkes Berlin Grunewald wurde schon in den 1950er Jahren ein Gedenkstein aufgestellt. Auf dem neben Erich Steinfurth auch dem 1952 von Unbekannten ermordeten Kollegen Fritz Schönherr und dem im November 1951 bei einem illegalen Polizeieinsatz auf dem Bahngelände auf dem Potsdamer Bahnhof in Berlin erschlagenen Eisenbahner Ernst Kamieth gedacht wurde. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde der Stein von Unbekannten „entsorgt“, jedoch später durch aufmerksame Potsdamer Bürger auf einer Müllkippe entdeckt und gerettet. Die Bronzeplatte des Gedenksteins ist nunmehr im Besitz der Berliner VVN/BdA.

Die Eisenbahngewerkschafter der GdED ehrten Erich Steinfurth, in dem sie ihn auf die Gedenktafel aufnahmen, die am 9. Mai 1983 in der damaligen Zentrale in Frankfurt am Main eingeweiht wurde.

Noch heute trägt eine Straße am Berliner Ostbahnhof den Namen Erich Steinfurths.

Biographie:

Erich Steinfurth wurde als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Er wurde 1914 zum Militärdienst eingezogen, zwei Jahre später vor Verdun schwer verwundet und nach notdürftiger Ausheilung zurück an die Front geschickt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war er als Schlosser im damaligen Reichsbahnausbesserungswerk Berlin-Grunewald tätig. Dort wurde er von seinen Kollegen auch zum Betriebsrat gewählt. Nachdem er 1923 von der Reichsbahn gemaßregelt wurde, ging er nach München und beteiligte sich dort an politischen Aktionen der Münchener Eisenbahner. Dort dürfte er vermutlich Kontakte zu den Eisenbahnern Franz Stenzer und Hans Beimler bekommen haben. In München trat er gemeinsam mit anderen Eisenbahnern gegen den Hitler-Ludendorf-Putsch vom 9. November 1923 auf, dem berüchtigten Marsch auf die Feldherrenhalle. Wegen seiner Teilnahme an den Aktionen in München wurde er verhaftet und zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt.

Danach kam er wieder nach Berlin zurück und arbeitete hier hauptberuflich als führender Funktionär in der RHD, „Rote Hilfe Deutschland“, einer Solidaritätsorganisation für durch die politischen Verhältnisse in Not geratene Arbeiter. 1929 rückte er als Nachfolger auf der Liste der KPD in den Preußischen Landtag ein, dem er bis zu seiner Verhaftung im März 1933 angehörte.

Am 23. März 1933 wurde Steinfurth, der einer von den Nazis am meisten gesuchten Gegner war, verhaftet und in das Gefängnis in Berlin-Plötzensee verschleppt. Hier wurde er schwer misshandelt und gefoltert und anschließend in das KZ Sonnenburg verlegt, von wo ihm die Übermittlung von Informationen über die dortigen Zustände an die KPD gelang. Der Kontakt zwischen dem KZ und der illegalen KPD-Führung soll über seine Frau Else Steinfurth hergestellt worden sein, die später für ihren Mann in Geiselhaft genommen wurde, letztendlich jedoch nach Frankreich und Moskau emigrieren konnte.

Am 1. Februar 1934 wurde Erich Steinfurth durch die SS aus der Haft geholt und gemeinsam mit John Schehr, Eugen Schönhaar und Rudolf Schwarz am Kilometerberg bei Potsdam aus Rache „auf der Flucht“ erschossen. Der Hintergrund hierfür war die Erschießung eines Alfred Kattner durch den geheimen militärischen Apparat der KPD. Kattner war seinerseits einst ein enger Vertrauter des KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann, wurde am 3. März 1933 verhaftet und zu einem Gestapospitzel „umgedreht“. In der Folge verriet er zahlreiche einstige Weggefährten an die Gestapo. Für die Ermordung der vier KPD-Funktionäre war Bruno Sattler verantwortlich, der in den Folgejahren unter der Herrschaft des Naziregimes in der Folge noch eine Reihe weiter unmenschlicher Taten beging. Seine heute noch in Berlin lebende Tochter Beate Niemann hat sich in einem Buch „Mein guter Vater“ sehr intensiv mit dem Leben ihres mörderischen Vaters, der 1972 in einer Strafanstalt in Leipzig auf nicht geklärte Weise ums Leben kam, auseinandergesetzt.

Quellen:

  • Mielke/Heinz „Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat – Verfolgung, Widerstand, Emigration 1933-1945“
  • Gottwald, Alfred, „Eisenbahner gegen Hitler“
  • Niemann, Beate: „Mein guter Vater“