Stenzer, Franz


Biografische Daten:

Dieser Gedenkort für Franz Stenzer und Ernst Thälmann befindet sich auf dem einstigen RAW-Gelände
Name:Stenzer, Franz
Geboren:9. Juni 1900 in Planegg (Bayern)
Beruf:Bootsbauer, Streckenarbeiter bei der Bayerischen Staatseisenbahn
Wohnort:nicht bekannt
Bahnbeginn:1919
Gewerkschaft:DEV/EdED, RGO
Funktionen:Betriebsrat bei der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft in München; ab 1922 Zweiter Vorsitzender des Betriebsrates im Bahnbetriebswerk I, später Vorsitzender; vermutlich Funktionär des DEV/EdED, da auch Mitglied des Bezirksbetriebsrats München; „Führer der bayerischen revolutionären Eisenbahner“; ab 1929 Sekretär für Gewerkschaftsfragen der KPD Bezirksleitung Südbayern
Partei:KPD (seit 1920)
Funktionen:ab 1924 Mitglied der Bezirksleitung der KPD-Südbayern; Herbst 1928-Frühj. 1929 Besuch der Leninschule Moskau; Ende 1930, Chefredakteur der „Neuen Zeitung“ in München; seit 1929 Kandidat und 1932 zum Vollmitglied des ZK der KPD gewählt, seitdem Instrukteur des ZK für Süddeutschland; Stadtrat in Pasing ab 1929; im November 1932 im Wahlkreis Franken als Abgeordneter in den Reichstag gewählt;
Widerstand:Franz Stenzer leistete ab Februar 1933 illegale Arbeit als KPD-Instrukteur für Nord-Süd-Bayern
Verfolgung:Am 19. April 1933 nahm die Gestapo die Ehefrau Emma Stenzer als Geisel in Haft. Franz Stenzer selbst war am 30. Mai 1933 bei einer Zusammenkunft von KPD-Funktionären der Politischen Polizei in die Hände gefallen und in das KZ Dachau verschleppt worden. Zahlreiche Belege und spätere Zeugenaussagen bestätigen, dass Stenzer im KZ Dachau schweren Folterungen ausgesetzt war. Am 10.August 1933 kam er in den sogenannten Kommandantur-Arrest des Konzentrationslagers.
Gestorben:Franz Stenzer wurde am 22. August 1933 im sogenannten Todeskeller des KZ Dachau ermordet. Die Nationalsozialisten verbreiteten anschließend die Nachricht, er sei vom SS-Scharführer Dirnagel auf der Flucht erschossen worden.
Weitere Infos:Ehefrau Emma Stenzer, am 3. November 1897 geborene Bausch; Kinder Zwillinge Emma und Elise (geb. 2. September 1923) sowie Tochter Lilly (geb. 1. Juli 1927); 1918 zur Marine eingezogen; im Frühjahr 1919 gehörte Franz Stenzer der „Roten Armee“ in München an. Diese Einheiten wurden im April 1919 gebildet, um die gerade ausgerufene Münchener Räterepublik zu schützen. Ihr gehörten so prominente Bürger wie der vom Attentäter Graf Arco ermordete USPD-Angehörige Kurt Eisner ebenso an, wie der Dichter Erich Mühsam, Gustav Landauer, Ernst Toller u. a. Die Münchner Räterepublik hatte sich von Beginn ihrer Ausrufung an, paramilitärischer Angriffe mobilisierter Freikorpsverbände zu erwehren. Nach der Niederschlagung der Räterepublik wurden ca. 2.000 Personen wegen ihrer Anhängerschaft zur Münchener Räterepublik in den nachfolgenden Tagen und Wochen ermordet, von Standgerichten zum Tode oder zu langen Haftstrafen verurteilt. Stenzers Ehefrau kam am Tage seiner Beisetzung frei und zog mit ihren drei Töchtern zunächst in ihr Heimatdorf Anspach im Taunus. Ende November 1933 gelang ihr die Flucht aus Deutschland. Sie konnte zunächst in das bis dahin noch freie Saarland gehen, floh später jedoch nach Paris. Schließlich gelang es ihr Ende August 1934, in die UdSSR zu reisen. Emma Stenzer wurde dort jedoch im Sommer 1937 vom NKWD verhaftet und sogar aus der KPD ausgeschlossen. 1946 kehrte sie nach Deutschland zurück. Sie starb am 22. März 1998, nur zwei Jahre vor ihrer langjährigen Freundin „Centa“ Beimler in Berlin.

Gedenken:

Das einstige Reichsbahnausbesserungswerk in Berlin-Friedrichshain (Warschauer-, Ecke Revaler Straße) wurde 1967 nach Franz Stenzer benannt.

Vor dem Gebäude des Berliner Reichstags erinnert innerhalb der dortigen Installation für die 96 von den Nazis ermordeten ehemaligen Reichstagsabgeordneten auch eine der Stahlplatten an Franz Stenzer.

Franz Stenzer wurde auf der Gedenktafel verewigt, die die GdED am 9. Mai 1983 in ihrer damaligen Zentrale in Frankfurt am Main einweihte.


Quellen:

  • Mielke/Heinz „Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat – Verfolgung, Widerstand, Emigration 1933-1945“
  • Gottwald, Alfred, „Eisenbahner gegen Hitler“