Gollnow, Herbert


Biografische Daten:

Fotoquelle: Fahndungsbuch der Gestapo 1942
Name:Gollnow, Herbert
Geboren:13. Juli 1911 in Berlin
Beruf:Reichsbahn-Inspektor
Wohnort:zuletzt Feldzeugmeisterstraße 5 in Berlin Tiergarten
Bahnbeginn:1. Mai 1931
Gewerkschaft:kein
Funktionen:keine
Partei:seit 1. April 1933 NSDAP
Funktionen:Mitglied der SS seit 1. April 1934, später ausgeschieden, „… da mein unregelmäßiger Dienst…es unmöglich machte regelmäßig am SS-Dienst teilzunehmen.“
Widerstand:Ab 1939 Mitglied in der Widerstandsorganisation Schulze-Boysen-Harnack (Fahndungsbegriff der Gestapo: „Rote Kapelle“) aktiv.
Verfolgung:Am 19. Oktober 1942 durch die Gestapo verhaftet, zunächst zum Verhör in die Prinz-Albrecht-Straße und dann ins Strafgefängnis Berlin Spandau verschleppt. Von dort wurde Gollnow nach der Verurteilung durch das Reichskriegsgericht ins Militärgefängnis in Berlin Moabit überführt.
Gestorben:Herbert Gollnow wurde wegen des Verrats militärischer Geheimnisse zum Tode verurteilt und am 12. Februar 1943 auf dem Schießplatz Berlin-Tegel hingerichtet.
Gedenken:Vor dem letzten Wohnort von Herbert Gollnow, in der Feldzeugmeisterstraße 5 in Berlin Tiergarten, wurde durch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ein Stolperstein verlegt. An der Verlegung nahmen auch Vertreter des Auswärtigen Amtes teil.

Biographie:

Herbert Gollnow ist nicht in den Berliner Adressbüchern zu finden, da er, ein Junggeselle, mit ziemlicher Sicherheit zur Untermiete wohnte. In den Berliner Adressbüchern sind nur die Hauptmieter oder Besitzer der Wohnungen bzw. Häuser eingetragen. Haus und Straße existieren noch.
Seit dem 1.5.1931 bis zum 5.12.1938 war Gollnow bei der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft (DR), zunächst in der Reichsbahndirektion (Rbd) Osten in Frankfurt/ Oder tätig. Er hat dort gelernt, verschiedene Tätigkeiten dort ausgeübt und in seiner Laufbahn am 1. August 1938 den Dienstgrad eines Reichsbahninspektors erhalten. Seine Tätigkeit bei der DR wurde für die Zeit vom 1.5.1936 bis 27.6.1937 wegen Militärdienst (Fliegerausbildungskommando) unterbrochen. Den Kriegsdienst verließ er mit dem Rang eines Feldwebels. Er war seit 1933 Mitglied der NSDAP und kurzzeitig auch Mitglied der SS.

Am 5. Dezember 1938 ging Herbert Gollnow auf eigenen heftigen Wunsch in den Dienst des Auswärtigen Amtes, wo er schließlich am 19. August 1939 durch Außenminister Ribbentrop zum Konsularsekretär ernannt wurde. Die Akten zu seiner Tätigkeit im Auswärtigen Amt enden weitgehend mit diesen Angaben. Lediglich zu Beginn des Jahres 1943 verweisen einzelne Schreiben verschiedener Nazidienststellen, dass Herbert Gollnow „in Abgang gebracht worden ist. Nähere Angaben sollen von der neuen Dienststelle, die nicht bekannt ist, oder von dort zu erfragen sein.“ Der Hintergrund solcher Mitteilung lag in der Ursache begründet, dass Herbert Gollnow ermordet wurde. Die Reichskasse forderte nunmehr vom Arbeitsamt die zu viel gezahlten Bezüge zurück(!).

Nachfolgende Angaben sind über Verfolgten-Organisationen ermittelt worden, so dass sich damit ein vollständigeres Bild von Herbert Gollnow ergibt:
Noch während seiner Tätigkeit im Auswärtigen Amt bekam er Englischunterricht vermittelt. Seine Englischlehrerin war die Amerikanerin Mildred Harnack, Ehefrau von Arvid Harnack, einer der führenden Persönlichkeiten der Widerstandsgruppe Schulze-Boysen/Harnack („Rote Kapelle“). Durch dessen Freund und Mitstreiter Harro Schulze-Boysen, wird Herbert Gollnow, immer noch und bis zu seinem Tode Mitarbeiter des AA bleibend, zum Oberkommando der Wehrmacht vermittelt, wo er schließlich im Amt Abwehr/Ausland in Berlin (Durchführung von Sabotageaktionen an der Südfront) arbeitet, dort jedoch auch seine Informationen an die Widerstandsgruppe leitet.

Nachdem die Widerstandsgruppe durch die NS-Ermittler aufgedeckt wurde, verhaftete die Gestapo Gollnow am 19. Oktober 1942 und brachten ihn in ihre berüchtigte Folterzentrale in der Kreuzberger Prinz-Albrecht-Straße. Ab 30. November 1942 befand sich Herbert Gollnow im Strafgefängnis Berlin-Spandau. Dort wurde er am 19. Dezember 1942 wegen „Ungehorsams im Felde u. Preisgabe von Staatsgeheimnissen“ vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt. Ankläger in dem Prozess war der Oberkriegsgerichtsrat Manfred Roeder, der nach dem Naziregime als Informant des US-Geheimdienstes CIC wirkte und bis zu seinem Tod 1971 unbehelligt von einer Pension als Generalrichter lebte.

Herbert Gollnow wurde von Spandau aus am 21. Januar 1943 in das Militärgefängnis Lehrter Str. 61 in Berlin-Moabit überführt. Am 12. Februar 1943 richteten ihn die nationalsozialistischen Henker auf dem Schießplatz Berlin-Tegel durch Erschießen hin. Äußerst makaber ist der Umstand, dass das Auswärtige Amt exakt einen Monat später, am 12. März 1943. ein Schreiben der Legationskasse erreichte, wonach das Amt eine Rücküberweisung zu viel gezahlter Besoldung vom Monat März einfordert. Herbert Gollnow sei verstorben.


Quellen:

  • Hans Coppi, VVN/BdA Berlin
  • Gottwaldt, Alfred: „Eisenbahner gegen Hitler“
  • Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Personalaktenbände 4545 und 4546