Pierschke, Johann


Biografische Daten:

Portraitfoto Johann Pierschke
Name:Pierschke, Johann
Geboren:24.Dezember 1899 in Alt Schalkowitz, Kreis Oppeln
Beruf:Maschinenschlosser, Lokomotivführer
Wohnort:Berlin-Kreuzberg, Moritzstr. 5
Bahnbeginn:nicht bekannt
Gewerkschaft:nicht bekannt
Funktionen:keine bekannt
Partei:KPD (seit 1925)
Funktionen:Mitglied im Roten Frontkämpferbund und in dessen Nachfolger, dem Kampfbund gegen den Faschismus
Widerstand:Johann Pierschke beteiligte sich 1933 an der illegalen Arbeit im Berliner KPD-Unterbezirk Nordring und verbreitete dort die Zeitung „Der Rote Hammer“. Selbst nach einer ersten Inhaftierung setzt er seine Widerstandsarbeit gegen das NS-Regime fort: Er baute eine illegale Betriebszelle in der Apparatebaufirma Erich Poscharsky in der Kreuzberger Stallschreiberstraße 8 auf und unterhielt Verbindungen zu der Berliner Widerstandsgruppe um Robert Uhrig.
Verfolgung:Ende Dezember 1935 nahm die Gestapo Johann Pierschke erstmals fest; am 11. Juli 1936 verurteilte ihn ein NS-Gericht zu 18 Monaten Gefängnis. Im Anschluss an seine Strafverbüßung wird er von der Gestapo „zum Schutz“ in das KZ Sachsenhausen eingewiesen. Vom 4. August 1937 bis zum 20. April 1939 blieb Pierschke hier eingesperrt. Offensichtlich hatte er seine Entlassung einer Begnadigungswelle anlässlich des Geburtstags von Adolf Hitler zu verdanken. Knapp drei Jahre später, am 26. März 1942, verhaftete die Gestapo ihn zum zweiten Mal. Abermals sperrten sie ihn zunächst ins Konzentrationslager Sachsenhausen. Am 21. Juni 1944 fand vor dem „Volksgerichtshof“ in Berlin ein großer Prozess gegen die von Robert Uhrig angeführte Widerstandsorganisation statt. Zu den Angeklagten gehörte auch Johann Pierschke, der gemeinsam mit Uhrig und zahlreichen anderen Widerständlern, darunter auch der Arbeitersportler, Ringer und Viertplatzierte der 1936er Olympiade Werner Seelenbinder, durch die NS-Richter zum Tode verurteilt wurde.
Gestorben:Das Urteil wurde am 14. August 1944 in der Hinrichtungsstätte im Zuchthaus Brandenburg-Görden umgesetzt und Johann Pierschke ermordet.
weitere Infos:am 2. Februar 1940 Heirat mit Marga Stiebert, zwei Kinder; Arbeitsorte bei der Bahn nicht bekannt, ab 1939 Apparatebaufirma Erich Poscharsky
Gedenken:Der Name Johann Pierschkes befindet sich auf der Kreuzberger Gedenktafel für die Opfer des Naziregimes, die sich im Rathaus des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg befindet. 65 Jahre nach Kriegsende hat sich die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) aufgemacht, die Lebenswege der 100 mit dieser Gedenktafel Geehrten zu recherchieren. Zum 27. Januar 2011, dem „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“, wurde der Öffentlichkeit umfangreiches Infomaterial, darüber auch etliches zu Johann Pierschke übergeben. Der Berliner Ortsverein der EVG plant die Verlegung eines Stolpersteins für Pierschke.

Abschiedsbrief von Johann Pierschke an seine Familie

Quellen:

  • Luise Kraushaar: „Berliner Kommunisten im Kampf gegen den Faschismus 1936–1942“, Berlin 1981.
  • „Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biografisches Lexikon“, Bd. 6, Berlin 2003.
  • Hans-Rainer Sandvoß: Die „andere“ Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945, Berlin 2007.
  • Günther Morsch und Astrid Ley (Hrsg.), Das Konzentrationslager Sachsenhausen 1936–1945. Ereignisse und Entwicklungen, Berlin 2008.