Voigt, Paul


Biografische Daten:

Stehle von Paul Voigt vor dem Reichstag, Quelle Christine Kühnl-Sager
Name:Voigt, Paul
Geboren:17. Juni 1876 in Zeitz
Beruf:Schlosser, Parteisekretär
Wohnort:Schmalkalden (zwischen 1922 und 1925), ab 1925 Meiningen
Bahnbeginn:nicht bekannt
Gewerkschaft:Mitglied einer Gewerkschaft der Eisenbahner, vermutlich DEV
Funktionen:lebte seit 1900 in Südthüringen und leistete dort Gewerkschaftsarbeit.
Partei:SPD
Funktionen:Paul Voigt war ab 1922/23 Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Bad Salzungen, seit 1927 Parteisekretär SPD-Unterbezirk Südwestthüringen, Mitglied Stadtrat Meiningen und 1930-1932 Mitglied des Reichstags für Wahlkreis 12
Widerstand:Nach der Machtübernahme durch die Nazis 1933 beteiligte sich Paul Voigt „sofort“ an illegalen Aktivitäten, bis zu seiner ersten Inhaftnahme 1936 vornehmlich in seiner Thüringer Heimat, vor allem im Gebiet um Erfurt. Nachdem er den nationalsozialistischen Fängen nochmal entkommen konnte, tauchte er 1939/40 in Berlin unter. Während seinen illegalen Aktivitäten hielt er die Verbindungen zu zahlreichen aktiven Widerständlern u. a. zu Guido Heym, dem Ehepaar Skubich, Fritz Wolf und Hans Sailer; zum Teil kommunizierte er mit diesen über Deckadressen, zum Teil fanden persönliche Treffen statt; auch soll er nach dort illegale Druckschriften gesandt haben; es gibt auch Hinweise, dass er über Verbindungen zu einer als Wandergruppe getarnten Widerstandsgruppe verfügte, die von Paul Hildebrandt geleitet wurde; darüber hinaus soll er in Verbindung mit dem kommunistischen Funktionär und ehemaligen Reichstagsabgeordneten Theodor Neubauer gestanden haben.
Verfolgung:1936 wurde er wegen „illegaler Betätigung“ durch die Gestapo verhaftet und in „Schutzhaft“ gesteckt. Sie verschleppen ihn vom April 1936 bis zum August 1937 ins KZ Lichtenburg und anschließend bis April 1939 in das KZ Buchenwald. Hier trug Paul Voigt die Häftlingsnummer 1426. Seine Entlassung erfolgte anlässlich einer Amnestie zum Geburtstag Adolf Hitlers. Er ging nach Berlin zurück und beteiligte sich dort höchstwahrscheinlich weiterhin an konspirativen Treffen und unterstützte den dortigen Untergrund. Nach dem gescheiterten Hitlerattentat am 20. Juli 1944 soll auch Voigt zu den alten Partei- und Gewerkschaftsfunktionären gehört haben, die im Rahmen der sogenannten „Aktion Gewitter“ verhaftet worden sind. Dahingegen gibt Gerd Kaiser in seinem Buch an, das Otto Gering, ein ehemaliges SPD-Mitglied und nun sehr aktiver Gestapo-Agent, Voigt bis nach Berlin verfolgte, wo dieser sich bei politischen Freunden aushielt und wovon Gering wusste; hier (in Berlin) wurde Voigt dann (angeblich) von der Gestapo gestellt
Gestorben:Paul Voigt wurde im Dezember 1944 unter ungeklärten Umständen in Berlin durch die Gestapo ermordet.
Gedenken:Eine der Gedenktafeln, die in Gedenken an die von den Nazis ermordeten Reichstagsabgeordneten vor dem Reichstagsgebäude in Berlin aufgestellt wurden, ist Paul Voigt gewidmet.

Quellen:

  • SAPMO-BArch, DY 55/V 278/4/138, VVN-Bogen von Arthur Ullbrich (Bezirksleiter Gewerkschaft in Erfurt)
  • Gerhard Kaiser, „Auf Leben und Tod“. Stille Helden im antifaschistischen Widerstandskampf (1923 – 1945), Berlin 2007
  • Sozialdemokraten in Buchenwald, S. 313
  • KPD-Lexikon