Marek, Rudolf


Biografische Daten:

Porträt des jungen Rudolf Marek (Quelle: Stadtarchiv Chemnitz, Bildarchiv, Signatur I 43615)
Name:Marek (auch Mareck), Rudolf
Geboren:30. November 1915
Beruf:Lehrling im RAW Chemnitz
Wohnort:zuletzt vermutlich Chemnitz, Leipziger Straße 78
Bahnbeginn:um 1930
Gewerkschaft:EdED
Funktionen:Jugendleiter des EdED
Partei:keine (zu jung)
Funktionen:aktives Mitglied in der SAJ (Sozialistische Arbeiterjugend) und im Jugend-Reichsbanner
Widerstand:nichts bekannt
Verfolgung:siehe Biographie
Gestorben:Rudolf Marek wurde 17jährig, am 26. Juni 1932 (!), im Rahmen eines Zeltlagers der Arbeiterjugend von den Nationalsozialisten, höchstwahrscheinlich durch Angehörige der SA, erschossen.
weitere Infos:Vater Gustav Marek (1879-1942), Mutter Hedwig geb. Hofmann (1878-1947, Halbbruder Kurt Hofmann, 1917 in der Weltkriegsschlacht bei Ypern 1917 umgekommen, Schwester Anna, geb. 1904.
Gedenken:In Chemnitz ist die ehemalige Villierstraße auf dem Kaßberg 1946 nach Rudolf Marek umbenannt worden. Seit 1954 bestand in Karl-Marx-Stadt eine Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG), die den Namen „Rudolf Marek“ trug. Auch die Betriebsschule des einstigen Chemnitzer RAW „Wilhelm Pieck“ trug den Namen Rudolf Mareks. Noch heute befindet sich in Rußdorf ihm zu Ehren ein Gedenkstein.

Biographie:

Rudolf Marek kam am 30. November 1915 als Sohn von Gustav und Hedwig Marek, geborene Hofmann, zur Welt. Er hatte zwei Geschwister. Sein Halbbruder Kurt Hofmann kam bereits 1917 in der Weltkriegsschlacht bei Ypern ums Leben. Über die Jugendzeit von Rudolf Marek ist bisher wenig bekannt. Einem Zeitungsartikel von 1932 kann lediglich entnommen werden, dass er die Volksschule besucht und dann als Lehrling in das Chemnitzer Ausbesserungswerk der Deutschen Reichsbahn kam. Hier fungierte er auf jeden Fall als Jugendleiter der Eisenbahngewerkschaft, was auf einen gewissen Mut und nicht zuletzt auch Verbundenheit mit der Arbeiterbewegung hinweist. Schließlich wurde den Jugendlichen im damaligen Lehrvertrag jegliches Recht auf politische Organisation und Betätigung verboten, weshalb dieselbe sich zumeist außerhalb des Betriebs konzentrierte. Nichtsdestotrotz konnte eine Zuwiderhandlung bei Entdeckung den Verlust der Lehrstelle nach sich ziehen.

Zu den Höhepunkten der damaligen (Arbeiter-)Jugendbewegung zählten die Treffen, die regelmäßig anlässlich größerer Feierlichkeiten oder Ferienzeiten stattfanden und zu denen die entsprechenden Verbandsmitglieder aus der gesamten Region anreisten. Ein solches fand auch an Pfingsten 1932 in Form eines Zeltlagers statt. Rudolf Marek gehörte zu ihren Teilnehmern. Die Ereignisse, die sich dort abspielten, beschrieb eine spätere Veröffentlichung des Reichsbahnausbesserungswerkes wie folgt:

Am 26. Juni 1932 wurde der Lehrling unseres Werkes Rudolf Marek anläßlich einer Veranstaltung der Sozialistischen Arbeiterjugend im Limbach Rußdorf von SA-Angehörigen erschossen. Tausende Kommunisten, Sozialdemokraten und parteilose Arbeiter gaben dem Ermordeten am Beisetzungstage das ehrenvolle Geleit. Reaktionäre Kräfte im Betrieb wagten es nicht, den geschmückten Arbeitsplatz Rudolf Mareks zu schänden, da die Empörung in der werktätigen Bevölkerung grenzenlos war.

Quelle: „Von der Werkschule zur Betriebsschule >>Rudolf Marek<< im RAW >>Wilhelm Pieck<< Karl-Marx-Stadt“, erschienen April 1974, S. 7

Rudolf Marek wurde so zu einem der ersten Opfer des aufstrebenden nationalsozialistischen Regimes.


Quellen:

  • Gewerkschafts-Zeitung, 42. Jg., Nr. 30, 1932, S. 477: Bericht über Beiratssitzung des EdED;
  • Widerstandskartei im Bundesarchiv;
  • „Von der Werkschule zur Betriebsschule >>Rudolf Marek<< im RAW >>Wilhelm Pieck<< Karl-Marx-Stadt, April 1974 und erster Skriptentwurf für die Veröffentlichung „100 Jahre RAW Chemnitz“, beides in: StAC, 31444 RAW Chemnitz, Nr. 498
  • Mitteilung des Kulturbetrieb Chemnitz der Stadt Chemnitz v. 17.12.2018