Ruf, Ludwig


Biografische Daten:

Der engagierte Gewerkschafter Ludwig Ruf um 1930 (Quelle: Stadtarchiv Mannheim)
Name:Ruf, Ludwig
Geboren:12. Februar 1889 in Seckenheim
Beruf:Bahnarbeiter, Rangierarbeiter (ohne Berufsausbildung)
Wohnort:zuletzt Mannheim-Seckenheim, Bühler Straße 7
Bahnbeginn:nicht bekannt
Gewerkschaft:nicht bekannt
Funktionen:Vorsitzender des Betriebsrates des Hauptbahnhof Mannheim, Mitglied des Bezirksbetriebsrats; 1925 Delegierter der 3. ordentlichen Generalversammlung des DEV; Mitglied der Ortsverwaltung und des Bezirksvorstandes Baden des EdED; Versichertenvertreter des EdED
Partei:USPD; ab ca. 1922 SPD
Funktionen:keine bekannt
Widerstand:verteilte illegale Schriften und beteiligte sich am Aufbau einer Widerstandszelle der SPD, die Verbindungen nach Straßburg und Paris hatte; im Dezember 1934 nahm er mit Matthias Denzler an einer Konferenz von Vertretern der Sopade (u. a. Otto Wels und Erich Ollenhauer) in einem Gewerkschaftshaus der ITF in Antwerpen teil;
Verfolgung:Ludwig Ruf wurde von der Gestapo überwacht und letztendlich im März 1936 verhaftet. Höchstwahrscheinlich war er während der Untersuchungshaft schweren Misshandlungen und Folterungen ausgesetzt.
Gestorben:Ludwig Ruf starb am 30. Mai 1936 im Mannheimer Landesgefängnis. Nach Angaben der NS-Schergen sei er erhängt in seiner Zelle aufgefunden wurde. Dabei dürfte es sich jedoch um eine gefälschte Angabe handeln, um den Mord an ihm zu vertuschen. Schließlich gab der ehemalige Gewerkschaftssekretär und Mitinsasse Matthias Denzler über die Ereignisse des 19. Mai 1936 später zu Protokoll: „Abends gegen 17 Uhr hörte ich über mir Laute einer harten Auseinandersetzung, verbunden mit Hilferufen. Dann folgte ein dumpfer Aufschlag mit weit hallenden Schmerzensschreien.“ Am nächsten Morgen erfuhr er dann, dass „ein ‚Politischer’ von der oberen Galerie des Gefängnisses herabgestürzt sei… Als Todesursache wurde dann aber bei Ruf offiziell Selbstmord durch Erhängen angegeben.“ Dagegen sprechen auch die Überlieferungen von Rufs Ehefrau, die später angab, bei der Begutachtung der Leiche keine Strangulierungsmerkmale, dafür aber eine schwere Verletzung am Kopf ausgemacht zu haben.
weitere Infos:Ludwig Ruf wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf; er war verheiratet und war Vater von elf Kindern.
Gedenken:Ludwig Ruf wurde auf die Gedenktafel aufgenommen, die die GdED am 9. Mai 1983 in ihrer damaligen Zentrale in Frankfurt am Main einweihte. Außerdem wurde vor dem ehemaligen Wohnhaus von Ludwig Ruf auf Initiative der Mannheimer SPD hin ein Stolperstein verlegt. Bei der Zeremonie anwesend waren auch seine jüngste Tochter Emma, seine hochbetagte Nichte sowie mehrere Familienangehörige.

Stolperstein für den ermordeten Ludwig Ruf (Quelle: SPD Mannheim)

Quellen:

  • Förderverein Historisches Seckenheim, Stolperstein – Ludwig Ruf, https://www.historisches-seckenheim.de/index.php/stadtpunkte-und-stolpersteine/27-stolperstein-ludwig-ruf, 11.03.2019
  • SPD Mannheim, Stolpersteinverlegung in Seckenheim, https://www.spd-mannheim.de/meldungen/stolpersteinverlegung-in-seckenheim/, 11.03.2019
  • Stadtarchiv Mannheim (Hrsg.), „Neckarstadt Ost, Justizvollzugsanstalt Mannheim“, Reihe Stadtpunkte. Mannheimer Geschichte vor Ort
  • Siegfried Mielke / Stefan Heinz: „Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat. Verfolgung, Widerstand, Emigration 1933-1945“