Bode, Wilhelm


Biografische Daten

Stolperstein, der an der Stelle von Wilhelm Bodes letztem Wohnort verlegt wurde. Foto: Uwe Hoßfeld
Name:Bode, Wilhelm Hermann Oskar
Geboren:23. April 1886 in Mühlhausen
Beruf: Schlosser
Wohnort:zuletzt: Dissenchener Straße 98 in Cottbus
Bahnbeginn:1918
Gewerkschaft:DMV (bereits vor 1908), nach dem 1. Weltkrieg DEV/EdED
Funktionen:unbesoldetes Hauptvorstandsmitglied und Mitglied im Beirat des EdED, mehrfach zu Tagungen der ITF delegiert; Mitglied im örtlichen und Bezirksvorstand des EdED, Kassierer der Ortsgruppe Cottbus, Betriebsrats-Mitglied im RAW Cottbus, Arbeitsrichter, Landesarbeitsrichter
Partei:SPD (ab 1910)
Funktionen:Mitglied im Freidenkerverband, im Arbeitersamariterbund, bei der AWO, im Arbeiter-Sport- sowie im Arbeitersängerbund und im Reichsbund der Kriegsbeschädigten
Widerstand:Wilhelm Bode war von Beginn an in das Widerstandsnetzwerk um Hans Jahn eingebunden, half ab Mai 1933 beim Aufbau desselben, fungierte zunächst als „Gaugraf Schlesien“, später (ab ca. 1938) sogar als Hauptverbindungsmann zwischen Jahn (ITF) und den Widerständlern im Reich; hielt nach eigenen Angaben den Kontakt zu mehreren 100 Kollegen aufrecht; als Tarnung der Widerstandsarbeit in seiner Heimatstadt diente ihm u. a. der dortige Volkschor; nahm an mehreren Treffen der ITF im Ausland teil – erstmals bereits zu Weihnachten 1933, sammelte Informationen und leitete diese weiter, beteiligte sich an der Einfuhr und Verteilung illegalen Druckmaterials; höchstwahrscheinlich auch bis zu seiner Festnahme im Reichsbahnbetrieb Propaganda gegen die Nationalsozialisten, mehrere ehemalige Kollegen verbürgten sich später dafür, dass sie unter Bodes Leitung eine illegale Gruppe im RAW hatten; er wurde bei seiner Arbeit bisweilen auch durch seine Ehefrau Pauline Bode unterstützt, die unter anderem Material aus Berlin abholte und dort auch welches hinbrachte
Verfolgung:bereits 1933 regelmäßige Meldeauflage bei der Gestapo; nach dem Auffinden von Aufzeichnungen Hans Jahns im Rahmen des Einmarschs der NS-Truppen in Luxemburg, am 11. Juni 1940 durch Cottbusser Gestapo festgenommen; acht Tage später aus dem Cottbusser Gefängnis nach Düsseldorf und im September 1941 von dort nach Berlin-Moabit überführt; Anklage wegen „Hochverrat“ am 10. Dezember 1941; Verurteilung durch den Volksgerichtshof am 8. April 1942 zu acht Jahren Zuchthaus und acht Jahren Ehrverlust, bei Anerkennung von 1 Jahr 9 Monaten U-Haft; nach Verurteilung Überführung ins Zuchthaus Brandenburg-Görden, dort am 30. April 1942 unter der Zugangsnummer 83/42 eingeliefert
Gestorben:Wilhelm Bode wurde am 28. April 1945, wenige Tage nach der Befreiung des Zuchthauses, letztmalig lebend gesehen und gilt seit diesem Tag als verschollen. Nach langem und schwierigem Kampf erreichte seine Ehefrau Martha, dass er am 11. Juli 1952 amtsgerichtlich für Tod erklärt wurde. Seitdem gilt der 31. Dezember 1950 als amtlich festgesetztes Todesdatum.
weitere Infos:Vater Herrmann Bode, Grubenarbeiter, Mutter Luise Bode, Fabrikarbeiterin; Wehrdienst 1908-1910, Infanterie-Regiment 52 in Cottbus; Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1914-1918 Soldat, zweifache Verwundung, eine Kriegsverletzung: Lungenschuss; EK II und Frontkämpferehrenkreuz; seit 23. Oktober 1910 verheiratet mit der Zwirnerin Pauline Johanna Bode geb. Dommaschk (14.2.1891 in Wadelsdorf, Mitglied im Textilarbeiterverband, Freidenker, Arbeitersängerbund; verstorben 27.12.1962 in Cottbus); zwei Kinder: sein Sohn Hans Bode, fiel 1942 als Soldat (Unteroffizier) im Zweiten Weltkrieg; einem Artikel in der Lausitzer Rundschau zufolge soll er zu einem Strafbataillon eingezogen worden sein; Tochter Gertrud Margarethe Stenzel, geb. Bode (17.7.1913; verheiratet mit Richard Stenzel, der auch aus Cottbus stammte) lebte mit ihrer Familie später in Bad Salzdetfurth
Gedenken:Am 24. April 1946 wurde auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung die ehemalige Spichernstraße in Cottbus in Bodestraße umbenannt. In der DDR trug der örtliche Reichsbahnkindergarten seinen Namen. Seit dem 11. Juli 2007 erinnert ein Stolperstein vor seinem letzten Wohnort in der Dissenchener Straße 98 an Wilhelm Bode. Auch Bodes Name wurde am 9. Mai 1983 auf der Ehrentafel der damaligen GdED in Frankfurt am Main aufgenommen.

Quellen:

  • Mielke/Heinz „Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat – Verfolgung, Widerstand, Emigration 1933-1945“
  • Dissertation Podzuweit (unveröffentlichtes Manuskript)
  • BLHA, Rep. 801, Rat des Bezirkes Cottbus, VdN-203, VdN-Akte Wilhelm Bode
  • BArch, R 3017 / 29433, Akten des Volksgerichtshofes zum Verfahren gegen Bode u. a., Bd. V