Schröder, Willi


Biografische Daten:

Name:Schröder, Willi Heinrich Ludwig August
Geboren:9. Februar 1897 in Schorrentin bei Neukalen (Mecklenburg)
Beruf:Hilfsarbeiter, Fensterputzer, Bote, Güterbodenarbeiter, Tiefbau-Eisenbahnarbeiter
Wohnort:Schorrentin, Rostock
Bahnbeginn:nicht bekannt
Gewerkschaft:DEV, RGO
Funktionen:Vertrauensmann der Güterabfertigung Rostock, Mitglied des Rostocker Vorstandes des DEV, Mitglied des Bezirksbetriebsrates Schwerin (mind. 1922), Mitglied des Betriebsrates Bhf. Rostock Güterabfertigung
Partei:USPD (seit 1918); KPD (1920)
Funktionen:Mitglied der erweiterten Bezirksleitung der KPD ab 16.8.1921, später Mitglied der Bezirksleitung; Mitglied des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern ab 13.Juni.1927 bis 1933; Zweiter stellvertretender. Landtagspräsident ab Juli 1929; Gauleiter des Roten Frontkämpferbund Mecklenburg bis zu dessen Verbot (1927 bis Mai 1929); Mitglied der Rostocker Stadtverordnetenversammlung
Widerstand:Willi Heinrich Ludwig August Schröder, trat noch am 31. Januar 1933 als Redner auf einer Protestkundgebung gegen die Nationalsozialisten auf. Nach dem Reichstagsbrand flüchtete er in den Untergrund und leistete von dort Widerstandsarbeit bis zu seiner Verhaftung. Noch im Sommer 1933 war er Teilnehmer illegaler Beratungen im Unterbezirk Rostock in den Branstorfer Anlagen und in Markgrafenheide. Er war um die Wiederherstellung einst zerstörter Verbindungen und die Schaffung neuer Anlaufstellen und Treffpunkte für die illegale KPD, Bezirksleitung Mecklenburg bemüht und am Vertrieb illegaler Druckmittel der KPD beteiligt.
Verfolgung:Am 9. September 1933 gelingt es der Gestapo, Willi Schröder zu verhaften und einen Prozess gegen ihn anzustrengen. Dieser fand am 2. April 1935 statt. Die NS-Richter verurteilten ihn an dessen Ende zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe, die er zunächst im Zuchthaus Dreibergen-Bützow verbüßt. Von hier verschleppten ihn die Nationalsozialisten am 23. November 1937 ins KZ Sachsenhausen; unter Nr. 325 als Schutzhäftling in Block 8 registriert, später als Blockältester in Block 24; Schröder fungierte als Mitorganisator der illegalen Widerstandsgruppe der KPD; in diesem Zusammenhang soll er angeblich auch Solidaritätsaktionen für die im Lager internierten sowjetischen Kriegsgefangenen und andere ausländische Häftlinge organisiert haben; entsprechend der Notizen im Lagerjournal wurde Schröder am 27. Dezember 1938 ins Hausgefängnis der Gestapo überführt und dort vermutlich verhört; die Rückführung erfolgte am 10. Februar 1939; am 25. Januar 1941 unter Häftlingsnummer 10780 in den Krankenbau eingeliefert. Hier verblieb er zunächst bis 4. März 1941. am 13. April und 7. Juli 1942 wurden von ihm Laborproben (Blut-, Stuhl- und Liquor-Untersuchungen) ins Hygiene-Institut der Waffen-SS in Berlin versandt
Gestorben:Willi Schröder starb am 15. Oktober 1944 im Block 4 des KZ Sachsenhausen.
Weitere Infos:Vater: Land- und Hafenarbeiter Ludwig Schröder; Mutter Landarbeiterin; 6 Geschwister, davon 3 Brüder; Zunächst Arbeiter auf der Rostocker Neptunwerft, dann bei der Reichsbahn; Besuch der Dorf-/Volksschule; wegen Geldmangel keine Ausbildung; Willi Schröder war im Ersten Weltkrieg im Militärdienst an der französischen Front eingesetzt, wo er eine schwere Verwundung (Verlust des linken Auges) erlitt. Dennoch musste er bis zum Kriegsende Soldat bleiben.

Gedenken:

Zu DDR-Zeiten trugen mehrere Straßen in Mecklenburg-Pommern seinen Namen, die Bezirksparteischule der SED in Güstrow sowie eine Fähre in Rostock wurden nach ihm benannt.

Biographie:

Willi Schröder war zeitlebens politisch aktiv. 1923 organisierte er im Raum Rostock den Streik gegen den Reichskanzler Cuno, in dessen Folge dieser zurücktreten musste. Schröder dürfte sich zu dieser Zeit schon den Spitznamen „Roter General“ erworben haben. Am 16. Oktober 1923 wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verhaftet und nach neun Monaten Untersuchungshaft 1924 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.

Die Inhaftierung erfolgte im Zuchthaus Brandenburg/Havel (1924-1927) und hatte seine Entlassung bei der Deutschen Reichsbahn zur Folge. Nach seiner Freilassung aus dem Zuchthaus 1927 arbeitete er für seine Partei als Landagitator und war zudem aktiv im Jugendverband der KPD und in der „Roten Jungfront“. Noch am 31. Januar 1933, einen Tag nach der Machtübertragung an das Naziregime sprach er als Redner auf einer Protestkundgebung in Rostock.


Quellen:

  • Mielke: Gewerkschafter, Bd. 1
  • Widerstandskartei im Bundesarchiv
  • LHA Schwerin, 9.2-17, Akte 1101 (1922), Altaktenbestand der Rbd Schwerin
  • Kopie einer Biographie „Willi Schröder. 1897-1944“, S. 59-69
  • Totenbuch KZ Sachsenhausen
  • Jahnke, Karl Heinz: Widerstand gegen die NS-Diktatur in Mecklenburg, (Ausgabe 2006), S. 175 f.
  • Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen (AMGS), D 1 A/1016, Bl. 375, D 1 A/1020, Bl. 554, D 1 A/1022, Bl. 558, D 1 A/1024, Bl. 58, D 1 A/1054, Bl. 13 und 52 sowie D 1 A/1055, Bl. 15 und 34
  • AMGS D 30 A/32, Bl. 10
  • AMGS JSU 1/96, Bl. 140 sowie JSU 1/99, Bl. 230