Zobel, Herbert


Biografische Daten:

Herbert Zobel Stolperstein
Name:Zobel, Herbert
Geboren:21. April 1911 in Berlin-Charlottenburg
Beruf:Buchdrucker; später Eisenbahner
Wohnort:Berlin-Moabit, Sickingenstraße 57
Bahnbeginn:1936
Gewerkschaft:nicht bekannt
Funktionen:keine bekannt
Partei:KPD
Funktionen:keine bekannt
Widerstand:Mitglied der Widerstandsorganisation von Robert Uhrig, dort Verbindungsmann Eisenbahn; unter anderem ist bekannt, dass Herbert Zobel für Betriebsverbindungen zuständig war und zu den wichtigsten Funktionären der Uhrig-Gruppe gehörte; er nahm u. a. an den Treffen im Berliner Umland regelmäßig teil und wurde von Uhrig als Verbindungsmann zu Walter Siemund (AEG-Turbinenfabrik) eingesetzt.
Verfolgung:Herbert Zobel wurde am 4. Februar 1942 im Rahmen der Ermittlungen gegen die Widerstandsgruppe um Robert Uhrig verhaftet.
Gestorben:Herbert Zobel starb am 7. Oktober 1942 während seines Einsatzes im „Arbeitserziehungslager“ Berlin-Wuhlheide (Gestapolager)
Gedenken:Vor dem letzten bekannten Wohnsitz Herbert Zobels wurde durch die Berliner Organisation der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG in der Moabiter Sickingenstraße 57 ein Stolperstein verlegt.

Biographie:

Gedenktafel für die Widerstandsgruppe Robert Uhrig in Berlin zu der Herbert Zobel gehörte

Herbert Zobel wurde am 21. April 1911 in Berlin geboren. Er arbeitete ab 1936 im Verwaltungsdienst bei der Deutschen Reichsbahn. Er zählte zu den Mitgliedern der Berliner Widerstandsgruppe Robert Uhrig, zu der auch der bekannte Ringer und Olympia-Teilnehmer von 1936 Werner Seelenbinder gehörte. Die Uhrig-Gruppe war benannt nach dem Schöneberger Metallarbeiter und Widerständler Robert Uhrig. Herbert Zobels Aktivitäten bestanden zunächst darin, nach der Machtübertragung an die Nazis die noch bestehenden Strukturen aus der Arbeiter- und Arbeitersportbewegung aufrechtzuerhalten. Noch bis in das Jahr 1935 hinein gibt es verbürgte Aussagen, dass er regelmäßige Treffen ehemaliger Mitglieder des Arbeitersportvereins „Fichte“ organisierte und durch künstlerische Beiträge mitgestaltete. Nach weiterer verbürgter Überlieferung zu illegalen Aktivitäten wirkte Herbert Zobel als „Betriebsinstrukteur“ im Umfeld des Metallarbeiters Franz Mett von der Berliner Bezirksleitung der illegalen KP-Organisation mit. Dort trafen sie sich mit den Leitern der sogenannten illegalen Betriebszellen und gaben Hinweise und Argumente, die durch Flüsterpropaganda verbreitet werden sollten, um dadurch die Kriegsproduktion zu stören. Dazu gehörten auch Berichte über die Stimmung in Betrieben sowie über Sabotageakte bzw. Produktionsschwierigkeiten durch Materialmangel und Ähnliches. In welcher Eisenbahndienststelle Herbert Zobel tätig war, ist derzeit nicht bekannt. Einzig bekannt ist, dass er im Reichsbahn-Verwaltungsdienst arbeitete.

Die Widerstandsgruppe um Robert Uhrig wurde 1942 durch die Gestapospitzel Hans Kurz und Willi Becker enttarnt und Anfang 1942 fast vollständig zerschlagen. Über 170 Widerständler wurden verhaftet, 78 von ihnen zum Tode verurteilt und hingerichtet. Herbert Zobel wurde zunächst in das Gestapolager Wuhlheide eingeliefert, indem zahlreiche Mitglieder der Uhrig-Gruppe inhaftiert waren. Ob Zobel zum Tode verurteilt wurde, lässt sich im Augenblick nicht sagen. Ob Zobel am 7. Oktober 1942 nach Folterungen verstarb oder einer Epidemie zum Opfer fiel, ist nicht geklärt. Tatsache ist, dass zu seiner Haftzeit eine Cholera-Epidemie im Lager ausbrach, die sehr viele Inhaftierte das Leben kostete. Die Opferzahl war auch deswegen so groß, weil die Bewacher aus Angst vor eigener Ansteckung das Lager vollständig isolierten und selbst nicht betraten. Somit wurde den Häftlingen auch keine medizinische Behandlung zuteil. Man ließ sie einfach sterben, bis die Epidemie abgeklungen war.

Wuhlheide galt zunächst als „echtes Arbeitserziehungslager“ der Nazis, in das zunächst unbotmäßige ausländische Arbeitskräfte für einige Wochen „zur Erziehung“ untergebracht wurden. Es unterstand zwar der SS, hatte aber Polizeikräfte als Bewachungspersonal. Das Lager hatte Verträge mit Berliner Baufirmen, die ihrerseits Gleisbauarbeiten für die Deutsche Reichsbahn, u.a. auch am Bahnhof Wuhlheide ausführten. Die Häftlinge neben ausländischen Arbeitskräften später auch politische Häftlinge, auch Personen, die den Nazis als kriminell und arbeitsscheu galten. Was erstaunlich ist, auch beweist wie schwierig es ist präzise Informationen zu bekommen, ist allein schon die unterschiedliche Darstellung der Lage des Lagers Wuhlheide. Während einige Dokumente das Lager direkt in der Wuhlheide verorten, dort, wo die DDR später die Pionierrepublik „Ernst Thälmann“ errichten ließ (heute das FEZ), wird es in anderen Dokumenten auf einem Gebiet beschrieben, auf dem heute z. T. der Tierpark Berlin angesiedelt ist. Dort existiert auch ein Gedenkstein.

Quellen:

  • Biografische Zusammenstellung Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin
  • Mielke/Heinz „Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat – Verfolgung, Widerstand, Emigration 1933-1945