Foto: A. Aschmoneit

Josef Meier Zelt


Biografische Daten:

Name: Josef Meier Zelt
Verlegeort:Sybelstr. 29, Verlegt am 30. April 2013
Geboren:14. Februar 1876 in Tarnau (Galizien) / Tarnów
Beruf:Arbeiter bei der Deutschen Reichsbahn, Gepäck- und Expressgutabteilung Bahnhof Berlin Friedrichstrasse
Deportation:am 18. Dezember 1943 nach Theresienstadt
Weiter deportiert:nach Auschwitz und dort am 17. März 1943 ermordet
Foto: A. Aschmoneit
Stolperstein Josef Meier Zelt, Foto: A. Aschmoneit

Biografie:

Josef Meier Zelt, geboren am 14. Februar 1876 in Tarnów in Galizien (heute Polen), war Arbeiter bei der Gepäck- und Expressgutabteilung der Deutschen Reichsbahn in Berlin-Friedrichstraße, wo er 105 RM monatlich verdiente. Er war verheiratet mit Franziska Zelt, geborene Bukofzer, die am 18. Dezember 1872 in Zempelburg (heute: Sępólno Krajeńskie/Polen) auf die Welt gekommen war. Die Eheleute wollten in die USA auswandern, wohin unterdessen ihr Sohn Martin mit seiner Frau emigriert war. Als sie am 19. Februar 1943 die Vermögenserklärung ausfüllen mussten, wohnten sie zwangsweise seit sieben Monaten als Untermieter in einem teilmöblierten Zimmer in der Innsbrucker Straße 54. Das Vermögen betrug nach den Angaben von Josef Meier Zelt 800 RM bei der Deutschen Bank, der Hausrat umfasste drei Stühle, ein Sofa, einen Tisch, zwei Federbetten, zwei Straßenanzüge und einen Wintermantel. Bereits einen Tag zuvor mussten sie Haus- und Zimmerschlüssel dem Hauswart aushändigen. Einen Monat später, am 16. März 1943, teilte das Oberfinanzpräsidium Berlin-Brandenburg die Beschlagnahme des gesamten Vermögens des Ehepaars Zelt mit, einschließlich 63,45 RM bei der Deutschen Reichsbahn sowie den Restforderungen über 7,79 RM bei der Bewag und über 40 RM bei der Gasag. Am Tag darauf wurden Franziska und Josef Meier Zelt vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald mit einem Transport von 1159 Personen zunächst ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Beide wurden neun Monate später, am 18. Dezember 1943, in Auschwitz ermordet.

Ihr Sohn Martin Zelt wurde am 3. Januar 1906 in Berlin geboren. Er heiratete Gertrud Weinschenk, geb.am 19. Mai 1911 in Kaiserslautern. Ihnen gelang es, in die USA zu emigrieren, vermutlich 1939. Am 25. April 1943 schrieb die Geheime Staatspolizei (Gestapo) Hamburg an das Oberfinanzpräsidium Berlin-Brandenburg: „Betr. Ausbürgerung des Juden Martin Israel Zelt, zuletzt Berlin-Charlottenburg, Sybelstr. 29 wohnhaft gewesen. Nach einer Mitteilung der Stabspolizeistelle Hamburg vom 25.5.43 ist das im Hamburger Freihafen lagernde Umzugsgut des Obengenannten versteigert worden. Der Reinerlös beträgt 2.116,60 RM und wird zu Ihrer Verfügung gehalten.“ Die Bestätigung, dass die Vermögenswerte dem „Großdeutschen Reich verfallen seien“, erfolgte am 30. Mai 1944. Eine Korrespondenz von Rechtsanwälten mit der Treuhandverwaltung für jüdische und polnische Vermögen wegen des beschlagnahmten Vermögens von Dr. Martin Zelt, Gertrud Zelt (auch Gerta und später Gary genannt) und Ida Weinschenk sowie wegen der von ihnen gezahlten Judenvermögensabgaben und der Reichsfluchtsteuer zog sich von 1949 bis 1967. Ob es eine Entschädigung gab, ist nicht verzeichnet.

Quelle:

Text: entnommen der Stolpersteinkoordinierungsstelle Berlin, Foto: A. Aschmoneit